Da es Ende Januar ist, dauert es nur noch wenige Tage, bis mein Umzug ansteht. Von Isithumba geht es für mich nach „kwaDabeka“ ein Township zwischen Pinetown und Durban. Also versuche ich die letzten Tage nochmal richtig zu genießen.
Städte
Während meines dreimonatigen Aufenthalts hatte ich schon mehrmals die Möglichkeit die umliegenden Städte zu erkunden, doch besonders mein erster Ausflug, gemeinsam mit Arved und Bongi, nach Pinetown hat mich geprägt:
Der ursprüngliche Plan war, entspannt einkaufen zu gehen und die uns neue Stimmung zu genießen, doch dabei sollte es nicht bleiben.
Von Isithumba mit dem Minibus zum „PineCrest Shopping-Center“. Eigentlich wäre das gar nicht möglich, denn die Endstation der Minibusse ist egal wohin immer eine Minibus Station – dort wimmelt es nicht nur von den Bussen, sondern vor allem von Menschen und Straßenhändlern. Doch mit der Hilfe unserer Gastmutter Bongi, funktionierte auch das.
Erlaubt ist eine maximale Personenanzahl von 15 Personen. Gefahren sind wir mit 20 Passagieren. Erst wenn die Tür nicht mehr schließt, werden keine neuen Personen aufgenommen – ob stehend oder sitzend der Preis bleibt der gleiche. Willkommen im Minibus!
Mit 32R pro Fahrt nach Pinetown ist es im Ländervergleich sehr erträglich, denn umgerechnet ist das etwas mehr wie 1,50 Euro – für über 30 Kilometer Fahrt.
Die Kleidung variiert, jedoch haben nahezu alle Fahrer die Gemeinsamkeit offene Schuhe zu tragen – auf Nummer eins stehen Flip-Flops. Zudem fahren etwa 50 Prozent der Fahrer, als würden sie sich auf einer Rennstrecke befinden. Das heißt jede Fahrt ist ein turbulentes Erlebnis. Zunächst wirkte sich das eher negativ auf mein Sicherheitsgefühl aus, denn ich halte es für schwierig mit dem Schuhwerk eine reaktionsschnelle Gefahrenbremsung durchzuführen. Dazu kommt eine durchschnittliche Fahrzeit von 9 Stunden pro Tag. Klar ist aber auch, dass nur aufgrund der Geldnot so lange gefahren wird. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an den südafrikanischen Verkehr.
Leider sind Minibusse auch nicht ein vorbildliches Fortbewegungsmittel, da bestimmte Leute sehr viel und die Fahrer eher wenig profitieren. Entstanden ist das System während der Apartheid, mit dem Ziel ein Nahverkehrssystem für alle unterdrückten Teile der Gesellschaft zu bieten.
Derzeit wird der Minibus immer noch überwiegend von dunkelhäutigen Menschen genutzt. Das liegt sowohl an der Gefahr, die die meisten weißen Leute damit verbinden, aber natürlich auch daran das Autobesitzer lieber auf den gewohnten PKW zurückgreifen. Da immer noch eine starke wirtschaftliche Benachteiligung für schwarze Einwohner Südafrikas vorherrscht, haben viele nicht die Möglichkeit ein Auto zu finanzieren.
Wie schon angeschnitten ist das System geprägt von mafiösen Strukturen, so muss jeder Minibus-Besitzer pro gefahrenen Bus pro Woche 500R an den Chef des gefahrenen Streckenabschnitts zahlen – umgerechnet entspricht das etwa 25€, was hier eine ganze Menge ist. Dazu kommt, dass jeder Minibus eine fest zugewiesene Route hat, wenn er ohne Abstimmung eine andere befährt, dann kann das bis hin zu Ermordung führen.
Doch zurück zu dem Ausflug, nachdem wir die eigentliche Minibus-Sammelstation (wie eine riesige Bushaltstelle) passiert hatten fuhr der Fahrer uns freundlicherweise direkt an das Einkaufscenter. Noch fasziniert von den Eindrücken der Minibus-Station, denn dort wimmelte es von Menschen und Straßenverkäufern – meinem Gefühl nach gab es kein Produkt was nicht verkauft wurde -, stieg ich aus dem Minibus aus.
Auch das Kaufhaus war gefüllt von Menschenmassen und es viel schwer eine Orientierung zu gewinnen. Nach ein paar Einkäufen machten wir uns auf dem Weg Geld abzuheben, doch die Schlange an jedem der Automaten – es gab mindestens 10 – betrug über 50 anstehende Menschen. Also entschieden wir uns, auf Rat von Bongi, per Uber (1) in ein nahes gelegenes Kaufhaus in Kloof zu fahren. Im Gegensatz zu dem in Pinetown, war es deutlich ruhiger und wir konnten gemütlich den restlichen Tag verbringen.
Natur
Seit meiner Ankunft beeindruckt mich die südafrikanische Landschaft immer wieder. Meiner Vorstellung nach, vor der Abreise nach Südafrika, handelte es sich bei meinem Aufenthaltsort um eine flache, trockene Umgebung. Doch ich hätte mich nicht mehr täuschen können. So weit man blicken kann sieht man Hügel – nicht umsonst nennt sich die Region „Valley of 1000 Hills“.
Natürlich gibt es hier im Vergleich zu Deutschland längere und heißere Trockenperioden, doch die Vegetation hat sich daran angepasst. Nahezu jede Fläche ist bewachsen von Pflanzen, seien es Gras oder Bäume. Zusammengefasst würde ich es als hüglige Dschungellandschaft beschreiben.
Ein großer Unterschied ist auch die Sonne, sie ist um einiges stärker und intensiver. Außerdem sorgt sie schon früh am morgen dafür, dass sobald die Tür geöffnet wird, alles in deinem Körper von dem Licht dermaßen geflutet wird, wie man es sich kaum vorstellen kann.
Im Hinblick auf das Trocknen von Wäsche ist die starke Sonne ein super Vorteil.
(1) Uber: Uber ist ein Dienstleistungsunternehmen im Sektor des Nahverkehrs. Der Hauptfirmensitz liegt in den Niederlanden. Braucht man ein Taxi, so kann man mithilfe der App, ein Fahrzeug zu seinem Standort anfordern, welches einen zum vorher angegeben Ziel bringt. Der Vorteil für den Kunden ist, dass die Bezahlung über die App erfolgt und man direkt z.B. an seinem Hotel abgeholt werden kann.
31.01.2024